14 Standorte für die Nutzung der Erdwärme sind um den Ammersee herum geplant – Probebohrungen stehen bevor

Freitag, 20. Mai 201114 Standorte für die Nutzung der Erdwärme sind um den Ammersee herum geplant – Probebohrungen stehen bevorNr. 39 – Seite 5

Eine Front gegen Geothermie formiert sich am Ammersee

14 Standorte für die Nutzung der Erdwärme sind um den Ammersee herum geplant – Probebohrungen stehen bevor

UTTING – Sie sind kämfperisch, die beiden Forst- und Landwirte Richard Loder aus Utting und Gerhard Weber aus Wielenbach – und sie sind fest in ihren Überzeugungen. Dass die Geothermie, die Nutzung heißen Wassers aus den Tiefen der Erde – 2000 bis 5000 m – zwar eine der vielen Möglichkeiten der Energiegewinnung darstelle, bezweifeln sie nicht, aber sie sei nicht die beste aller Möglichkeiten, sagen sie. Zudem findet der Wielenbacher Gemeinderat Weber, dass auch bei der Gewinnung von Energie die Meinung der Bürgen berücksichtigt werden muss. „Das gehört für ich zum Verständnis von Demokratie,“ betont er. Zu einer Pressekonferenz hatten am Dienstag Vormittag die Beiden nach Utting geladen. Der Ammersee Kurier war dabei.

Am kommenden Samstag 21. Mai um 12 Uhr trifft sich in Raisting im Gasthaus Post der Bundesverband der Geothermiegegner zu einer Tagung. Am 24. Mai ist in der Stadthalle Weilheim eine Bürgerversammlung geplant, in der es auch über die beiden vorgesehenen Geothermiestandorte im Landkreis Weilheim–Schongau geht. Weber hofft, dass sehr viele Bürger daran teilnehmen werden. An die 700 meint er, werden wohl kommen. Es tut sich etwas.

Vor etwa 4 Wochen hat sich eine Initiative gegründet, die BifO, Bürgerinitiative Oberland mit Sitz in Weilheim. 40 Mitglieder hat diese bereits, die Zahl steigt ständig, konstatiert Weber. Die BifO setzt sich verstärkt für die Nutzung von Windkraft, Sonnenenergie und Wasserkraft ein. „Energieformen, die zu Lasten der Natur und des Menschen gehen und nur aus finanziellen Interessen oder gegen den Willen der Bürger politisch durchgesetzt werden, lehnen wir ab“, steht in einem Positionspapier er BifO.

Um den Ammersee herum sollen 14 Geothermiestandorte realisiert werden. Die sog. Claims, abgegrenzte Gebiete, in denen Probebohrungen vorgenommen werden können, sind von der bayerischen Staatsregierung vor Jahren schon an Interessenten veräußert worden. Allerdings sind Probebohrungen noch nicht erfolgt, fibroseismische Messungen zur Exploration von Thermalwasser, also heißes Wasser in der Tiefe der Erde schon, wie zwischen Pähl und Polling – der Ammersee Kurier berichtete.

Jedoch in der Lichtenau, Gemeinde Weilheim, ein Kraftwerk mit 14 MW thermischer Leistung, eines in Bernried mit 10 MW und eines in Utting mit 8 MW als Pilotprojekte geplant. Ein Megawatt sind 1.000.000 Watt oder 1000 mal 1000 kW ( Kilowatt). Zum Vergleich: Eine Glühbirne mit 60 Watt verbraucht in der Stunde 0,06 kW Strom.

Was das Kraftwerk in Bernried betreffe, so sei eine Petition an die bayerische Staatsregierung herausgegangen und für Utting sei eine solche in Arbeit, sagt Loder. Sollten dann alle Geothermien in einer Hufeisenform um den Ammersee verwirklicht werden, dann gingen 90 MW „in die Luft“, stellt Loder fest. Ein Klimawandel für den Ammersee wäre zu befürchten.

Für das Geothermieprojekt in Utting stimmten im Juni 2009 der Uttinger Bürgermeister Josef Lutzenberger und der Gemeinderat. Der Stadtort für Utting liegt an der Kreisstraße Utting – Entraching in der Nähe des Ammersee Höhenweges und am König Ludwig Radweg und ein zweiter nördlich der Firma Webasto.

Auf den ersten Blick sieht die Geothermie ja doch sehr verlockend aus, doch bei genauerem Hinsehen bröckelt der Charme dieser Technologie gewaltig. Das wird schnell klar bei diesem Pressegespräch.

Mehrere Argumente führen Weber und Loder ins Feld. Für die Geothermie ist ein enormer Kühlwasserverbrauch nötig, deshalb hat man sich für Luftkühlung entschlossen. Da die Motoren zur Kühlung jedoch sehr laut sind, kann der Standort nicht in unmittelbarer Nähe der Gemeinde Utting festgelegt werden. Wenn aber der Standort soweit entfernt ist, dann funktioniert die Fernwärme nicht, sagen die beiden. Zweitens ist die Energieeffizienz der Anlage nur bei 11%. Die Effizienz einer Wind- oder Wasserkraftanlage liege dagegen zwischen 90% und 95%. Drittens hätten stromproduzierende Anlagen Probleme mit der Seismik, also mit den Erdschwingungen. Viertens sei das Naherholungsgebiet von Utting dadurch gestört und es bestünden unkalkulierbare Risiken durch Tiefenbohrung für Grundwasser und bestehende Quellen. Einen ärgerlichen Punkt nannten Weber und Loder die Praxis, dass bei erfolglosen Probebohrungen, 80% der Kosten vom Staat übernommen werden. „Diese Zuschüsse gehören abgeschafft“, fordert der Landwirt aus Wielenbach. amk.