Bernrieder Erdwärme – das Projekt der tiefen Geothermie

Tutzinger Nachrichten 4/2011Kolumne Wie ich es sehe
Gabriele Förster, Gemeinderätin, parteifrei, Ortsplanungsreferentin, Mitglied im Bauausschuss und im Haupt- Finanz- und Werkausschuss

Bernrieder Erdwärme – das Projekt der tiefen GeothermieDarüber wurde in der Presse schon des Öfteren berichtet. Ganz kurz: Es geht bei uns um die tiefe – nicht um die oberflächennahe – Geothermie, d.h. die Nutzung der Erdwärme in Tiefen zwischen 400 m und 5.000 m. Sie kann zur Strom – wie auch Wärmeerzeugung genutzt werden. Das Thema liegt mir am Herzen.

Der Tutzinger Gemeinderat hat am 1.3.2011 beschlossen, seinen Antrag auf Erlaubnis zur Aufsuchung von Erdwärme für das Erlaubnisfeld Starzenbach (am westlichen Ortsausgang von Feldafing) zurückzuziehen. Auch die Stadtwerke München zogen ihren Antrag zurück „unter Berücksichtigung aller Aspekte, insbesondere der geologischen Verhältnisse und des möglichen Wärmeabsatzes“.

Damit können wir Tutzinger das Thema aber nicht abhaken. In der Nähe des Auweihers ist eine Anlage der Gemeinde Bernried im Entstehen. Das Vorhaben liegt im Landschaftsschutzgebiet, damit in einem rechtsverbindlich festgesetzten Gebiet, in dem gem. § 26 BNatSchG „ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist“. Darin sind „…alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebietes verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen.“ Angesichts dessen erschließt sich mir nicht, dass ein Kraftwerk für tiefe Geothermie zulässig ist. Der Gemeinderat Tutzing hat am 2.12.2010 der Nutzung seines Anteils am Feld- und Waldweg Fl.nr.1151 (südlich von Unterzeismering) als Zuwegung zugestimmt (u.a. gegen meine Stimme). Der Weg musste so ertüchtigt werden, dass Traglasten von bis zu 100 Tonnen von mehrachsigen Lastwägen befördert werden können. Schauen Sie sich einmal an, wie es jetzt nach einigen Vorbereitungsarbeiten aussieht, nicht daran zu denken, wenn dort 100-Tonner erst einmal gefahren sind. Der Eingriff in die Natur kann nie mehr rückgängig gemacht werden.
Beim Bohren können Trinkwasser führende Schichten verunreinigt werden. Bei der Reinjektion werden pro Tag 21 Miol Wasser verpresst. Die Reinjektionsstelle liegt auf Tutzinger Flur, was nicht zwangsläufig notwendig ist. Die BE Geothermal plant, 40l/sec (Bohrphase) bzw. 5l/sec (Betriebsphase) Abwasser in den Ringkanal einzuleiten. Es handelt sich um Tiefenwasser, das Arsen (wie in Erding), Kadmium, Quecksilber, Thorium, Uran und Kalium 40 enthalten kann. Die Kläranlage Starnberg, die bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze arbeitet, ist nicht für Industrieabwässer ausgelegt.
Wie ist es um den Lärm bestellt? Das Akustikgutachten im Bauantrag ist unvollständig. Der Antrag, alle tiefen Erdwärmebohrungen einer zwingenden Umweltverträglichkeitsprüfung (damit auch einer Öffentlichkeitsbeteiligung) zu unterziehen, ging im Bundesrat nicht durch, trotz Unterstützung der Mehrheit der Bauministerien der Länder. In Basel und Landau/Pfalz gab es Erdbeben. Ursache: tiefe Geothermie. Ich hoffe, dass wir diese Diskussion in Tutzing nicht führen müssen.