Erdwärme-Bohrungen haben in Baden-Württemberg offenbar erhebliche Schäden angerichtet

Boulevard-Baden

Geothermie-Branche fürchtet um ihre Zukunft

26. August 2011 | 14:05 Uhr

Stuttgart (dapd-bwb). Nachdem Erdwärme-Bohrungen in Baden-Württemberg offenbar erhebliche Schäden angerichtet haben, ist der Bundesverband Geothermie um Wiedergutmachung bemüht. Der Verband will bei Schäden durch Bohrungen den Betroffenen finanziell unter die Arme greifen, etwa durch einen Hilfsfonds, eine Bürgschaft oder einen Sofortkredit, wie Vorstandsmitglied Stefan Schiessl am Freitag in Stuttgart mitteilte. Mit den Maßnahmen kämpft der Verband aber auch um die Existenz seiner Mitgliedsbetriebe.

Foto: ddp

“Wir haben die Schäden demütig zur Kenntnis nehmen müssen”, sagte Schiessl. In der ersten Zeit wolle der Verband Betroffenen mit 15.000 bis 30.000 Euro helfen. Finanziert werden könnten so Gutachter, kurzfristige Sicherungsmaßnahmen an Häusern und in Notfällen auch eine vorübergehende Unterkunft. Dazu würden derzeit Gespräche mit Banken geführt.

Zudem sollen Schulungen für Bohrkräfte intensiviert werden. Ein Runder Tisch soll in den nächsten Wochen Standards für Bohrfirmen entwickeln. Ab der kommenden Woche will der Verband zudem eine Infohotline freischalten, bei der die Bevölkerung Fragen und Sorgen zur Geothermie loswerden kann. Experten des Verbandes würden dann innerhalb von fünf Tagen helfen.

Erdwärme-Bohrungen sind in die Kritik geraten, weil sie insbesondere in Baden-Württemberg erhebliche Schäden verursacht haben sollen. Zuletzt traten in Leonberg (Landkreis Böblingen) nach einer Bohrung Schäden an 24 Häusern auf. In Staufen (Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald) und in Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) waren nach Erdbohrungen bereits Schäden an Häusern aufgetreten. Kleinere Schäden gab es im Bundesgebiet bisher nach Verbandsangaben im nordrhein-westfälischen Kamen und in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden.

Der baden-württembergische Umweltminister Franz Untersteller (Grüne) hatte in der vergangenen Woche angekündigt, Bohrungen nur noch bis zur ersten Grundwasserschicht zuzulassen. Bohrungen, die zwei Grundwasserschichten miteinander verbinden, sind damit untersagt. Sie gelten als problematisch, weil sich der Boden senken kann. Dies war möglicherweise im Juli in Leonberg der Fall.

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SWR

In Schaidt soll trotzdem ein neues Geothermiekraftwerk gebaut werden

Staufen bricht auseinander, in Landau bebte die Erde, vor kurzem traf es auch Leonberg – Geothermie als Energieform scheint nicht beherrschbar zu sein. Und trotzdem hält man an der Erschließung fest. Handelt es sich um reine Profitgier, wie Kritiker behaupten? Oder gibt es zur Nutzung von Erdwärme keine Alternative, wenn man die Klimakatastrophe verhindern will?

Risse so tief, dass man hineingreifen kann Der Fall Staufen ist inzwischen bundesweit bekannt, wenn es um Geothermie und die möglichen Folgen geht: Mit Erdwärme wollte man das Rathaus des südbadischen Städtchen Staufen heizen. Ein Spezialunternehmen führte die Bohrungen im Sommer 2007 durch. Wenige Monate später zeigten die ersten Häuser der historischen Altstadt tiefe Risse. Inzwischen sind mehr als 260 Häuser betroffen,…

…In Schaidt, einem Dorf zwischen Landau und Karlsruhe, soll trotzdem ein neues Geothermiekraftwerk gebaut werden. Anfangs waren die Anwohner dafür, seit den Erdbeben von Landau stehen sie dem Vorhaben skeptisch gegenüber. Sie wollen erst einmal wissen, was auf sie zukommt – und wie beherrschbar die Geothermie ist. Es stellt sich die Frage, ob die Proteste gegen Geothermie gerechtfertigt sind oder ob es sich um die Energie der Zukunft handelt, an der kein Weg vorbeiführt – wie ihre Anhänger das gerne betonen.

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Siehe auch:

Wie steht es um die Erdwärmenutzung in Deutschland?