Geothermie Unterschleissheim vor Insolvenz?

15.05.11|Unter/Oberschleißheim

Kritiker warnen vor möglicher Insolvenz

Unterschleißheim – Der Streit über die Geothermie in Unterschleißheim reißt nicht ab. Sogar von einer möglichen Insolvenz der zuständigen Geothermie Unterschleißheim AG (GTU AG) war im Stadtrat die Rede.

Größte Kritiker des Projekts sind seit jeher die kleinen Gruppierungen, Freie Bürger (FB), Grüne, ÖDP und FDP. Im jüngsten Fall geht es jetzt um ein Gutachten, in dem das Modell der Verpachtung der Anlage an einen privaten Betreiber gestärkt wird. Zu Unrecht, finden die Kritiker der GTU AG, die die Form eines Eigenbetriebs bevorzugen. Sie stört zudem das hohe Defizit der Geothermie-Unternehmung. Die GTU AG ist eine 100-prozentige Tochter der Stadt.

Thomas Stockerl, der Vorsitzende der GTU AG, wiederum verweist auf einen Pumpenabsturz aus dem Jahr 2004 sowie auf Mehrkosten für Brennstoffe 1), die die Verluste in den ersten Betriebsjahren auf 1,236 Millionen ansteigen ließen. Aufgrund dieser Situation haben die Stadträte eine Erhöhung des Eigenkapitals von derzeit sechs Millionen Euro auf 7,5 Millionen Euro beschlossen.

Die Freien Bürger trägt die Erhöhung mit, übt aber schwere Kritik: „Die Lage kann nicht so gut sein, wie sie uns immer glaubend gemacht wird“, sagte Manfred Riederle, „und der Stadtrat kommt immer nur dann ins Spiel, wenn das Kind schon in den Brunnen gefallen ist.“ Die Kapitalerhöhung wertet er als Zeichen, dass die Insolvenz oder Überschuldung der GTU AG bereits in den kommenden ein bis zwei Jahren eintreten könnte.

Dem Stadtrat wurde in der jüngsten Sitzung zudem eine Simulation vorgelegt, die das derzeitige Modell der Verpachtung an einen privaten Betreiber mit dem eines städtischen Eigenbetriebs vergleicht. Das Ergebnis der Firma „Base Technologies“ aus München für die Jahre 2002 bis 2009 ergibt, dass beim Geothermie-Eigenbetrieb der Stadt Unterschleißheim der Verlust 1,2 Millionen Euro Höhe ausgefallen wäre.

„Wir kriegen Modelle und keine Tatsachen“, kritisiert Martin Reichart (FB) und will zudem wissen, wie viel Geld das Unternehmen für die Simualtion ausgegeben hat. Außerdem fordert er weitere Unterlagen. „Wir haben die Geschäftsberichte von 2003 bis 2009 erbeten und bekamen lediglich eine Bewertung der Berichte.“ Stockerl lehnt eine weitere Einsichtsnahme jedoch ab und verwies darauf, dass die Kosten für die Simualtion ein Betriebsgeheimnis seien. nb

merkur-online.de

1) In Deutschland stammt die dominante Heizleistung bei “Geothermie” nicht aus der tiefen Geothermie, sondern aus anderen (fossilen) Quellen. (Nicht zu verwechseln mit Oberflächen-Geothermie, der ein ganz anderes Prinzip zu Grunde liegt)

 

Fehler im EEG

Statt weiterhin die uneffektive Stromerzeugung aus Tiefer Geothermie zu subventionieren und hier zudem auch noch die Bruttostrommenge, sollte mit der Novellierung des EEG die Wärme aus Geothermie-Heizwerken gefördert werden.
Dies würde zum einen Städten und Gemeinden die Möglichkeit geben, Geothermie-Anlagen zur reinen Wärmegewinnung wirtschaftlich sinnvoller zu gestalten, zum anderen “Heuschrecken” in die Schranken weisen.

Für Geothermiekraftwerke zur Stromerzeugung sollte  im Gegenzug ausschliesslich die Nettostrommenge gefördert werden, also der Strom, der dem Netz tatsächlich aus Tiefer Geothermie zusätzlich zur Verfügung gestellt wird.

Dies wäre die Aufgabe der zuständigen Ministerien. Diese planen aber derzeit im zuge der der Novellierung des EEG 2012 im Bezug auf die Tiefe Geothermie das Gegeteil.

Berechnet man den Nettostromertrag, statt der subventionierten Bruttostrommenge, so ergibt sich für das Geothermiekraftwerk Unterhaching nach eigenen Angaben im ZDF ein Eigenstrombedarf  von 66  % und damit ein Gestehungspreis von 67,17 Cent kw/h. (Wir vermuten, dass der Eigenstromverbrauch noch um einiges höher liegt)

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