Offener Brief an Bürgermeister Loth / Weilheim i.O.

Warum diese Geheimniskrämerei über den Standort für das Tiefen-Geothermiekraftwerk in Weilheim, Herr Bürgermeister ?

Am 12.März 2011 traf ich beim morgendlichen Spaziergang einen Herrn an einer Wiese südlich der Straße zwischen Tankenrain und Wessobrunn, kurz nach dem Salzgraben. Auf meine Frage hin erklärte dieser Herr, dass er eine Umweltverträglichkeitsuntersuchung durchführe. Angesprochen auf Vermessungspflöcke in der Wiese, sprach er von einem Geothermiekraftwerk, das darauf errichtet werden solle. 
Auf nochmalige Nachfrage bestätigte dieser Herr den Kraftwerksbau erneut auf dieser Wiese, gab sogar Details zur Anlage wie beispielsweise die Höhe von ca. 8 Metern an.

Bei einem Besuch von Herrn Erich Laznicka in Ihrer Bürgersprechstunde am 17.März 2011 gaben Sie zunächst an, dass der geplante Kraftwerksstandort noch nicht bekannt sei. Herr Laznicka äußerte nun seine Vermutung über den Standort nahe Waitzacker, woraufhin Sie ihn mit den Worten: ‚Nein, nein, da kommt es nicht hin, es kommt weiter nach Westen’ korrigierten.

Am 24.03.2011 auf der Stadtratsitzung beteuerte ebenfalls Herr Wiendieck, Geschäftsführer der Erdwärme Oberland, dass der zukünftige Standort noch nicht bekannt sei (‚man wäre noch nicht so weit’).
Im Anschluss an diese Stadtratsitzung antwortete Herr Stadtrat Hüglin auf die Frage von Frau Karl, wie die Wärme in die Stadt kommen solle: ‚die Stadt wolle keine Wärme’ und ‚der zukünftige Standort für das Kraftwerk sei ja schon lange bekannt’.

Sogar noch beim Infoabend der BIFO am 13.04.2011 weigerten Sie sich den zukünftigen Standort anzugeben obwohl dieser inzwischen bekannt sei.

Sehr geehrter Herr Loth, wen wundert es, wenn aufgrund dieser widersprüchlichen Aussagen die Bürger verunsichert und misstrauisch werden.
Darf ich Sie an Ihr Versprechen an die Bürger erinnern: ‚Ich möchte mich weiterhin für eine offene, nicht parteigebundene, klare und an den Bedürfnissen des Bürgers ausgerichtete Stadtpolitik einsetzen – praxisnah und zukunftsorientiert!’

Ich möchte zu Bedenken geben, dass für ein Tiefen-Geothermiekraftwerk dieser Größenordnung offensichtlich noch keine realen Erfahrungen unter den örtlichen Bedingungen existieren.
Es stellt sich die Frage, ob die oft zitierten Simulationen der Realität gerecht werden.
Die Natur in ihrer Komplexität hat uns in der Vergangenheit all zu oft schmerzlich eines Besseren belehrt, nämlich dass sie in letzter Konsequenz nicht berechenbar ist.

Was, wenn die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt entgegen den Beteuerungen der Betreiber nicht tragbar sind ?

In diesem Fall wäre es wohl nichts mit der von Erdwärme Oberland suggerierten Leuchtturmfunktion und dem Imagegewinn für die Region .
Die Wegbereiter dieser Technologie würden wohl eher als Ausverkäufer unserer Heimat, Umwelt und Bodenschätze in die Chroniken der Stadt und des Landes eingehen.
Dann wird nichts mehr sein wie es war.

In vielen Punkten stimme ich mit Ihnen überein. Auch ich wünsche mir seit langem die Energiewende, allerdings mit einem verantwortungsbewussten, wirklich nachhaltigen Umgang mit unseren Ressourcen.

Zu diskutieren wäre eher die Geothermie zur reinen Wärmegewinnung (besserer Wirkungsgrad / längere Nutzung auch für kommende Generationen / keine Ressourcenausbeutung / weniger Umweltbelastung).
Liegt es vielleicht daran, dass sich dann in kürzester Zeit nicht soviel Geld verdienen lässt ?
Wo liegen angesichts der Risiken und Beeinträchtigungen die Vorteile für die Bürger ?

Es gibt sicher viele gute Alternativen zur Stromgewinnung ohne die ineffiziente Technologie der Tiefen-Geothermie und ohne Kernkraftwerke oder Kohlekraftwerke .

Mit bürgerlichem Gruß
Paul Göttlinger
Weilheim, 20.04.2011

Quellenangaben
Konstituierende Sitzung des Weilheimer Stadtrats am 08.05.2008
Stadtratsitzung am 24.03.2011
Bayerisches Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie
isarbote.de/familie___freizeit/prost_mahlzeit/rezept_der_woche/rezept-archiv_4
Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU)

P.S. Die Vermessungsmarken wurden inzwischen entfernt. Zur Komplettierung Ihrer Dokumentation erhalten Sie einige Bilddokumente

Bilder liegen der BIF UNAE vor, hier nur eine Auswahl:

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