Korrespondenz mit der IEP GmbH

Am 16.3.2010 erreichte unsere Bürgerinitiative ein Schreiben der IEP (Pullach) mit der Bitte zur Veröffentlichung einer Gegendarstellung zu den Heizkostenberechnungen in unserem Dokument “Teure Fernwärme aus Tiefer Geothermie”.
Diese Gegendarstellung finden Sie hier im Anhang unseres Antwortschreibens von
Dr. E. Saur im Auftrag BIf UNAE an die IEP GmbH.

Unsere Antwort

Sehr geehrter Herr Dr. Baasch,                                                                           26.3.2010

Mit Ihrer e-mail vom 16.3.2010 beanstanden Sie den Aufsatz “Heizen mit Fernwärme – Verbrauchskosten im Vergleich” des Autors Werner Striegl. Im Auftrag der Bürgerinitiative erwidere ich auf Ihre Anregungen wie folgt:

1. Preisangaben

Sie machen geltend, daß der Fernwärmepreis der Fernwärmeversorgung Pullach “nur 87,68 €/MWh (inkl. MwSt.)” betrage und nicht über 100 €/MWh, wie im Aufsatz dargestellt. Ihr Einwand, soweit er die veröffentlichte Graphik betrifft, ist berechtigt. Diese Abbildung wird gelöscht.

2. Vergleich von Heizungssystemen

Weiterhin möchten Sie geltend machen, daß bei modernen Heizungen der Wirkungsgrad “im besten Fall ca. 95% betragen kann” und daß “die Fernwärmeversorgung im Vergleich zu dezentralen Erzeugeranlagen im Schnitt ca. 20% besser” abschneiden. Für einen “fairen Vergleich” müsse angeblich die Einbeziehung weiterer Kosten erfolgen.

Dies sind jedoch reine Meinungsäußerungen und keine Fakten. Es ist in der Rechtsprechung unbestritten, daß solche Meinungsäußerungen unter keinen Umständen ein Recht auf eine “Gegendarstellung” begründen können.

Ferner ist kein Autor gezwungen, sich bei einem Vergleich an Vorgaben der Energieversorgungsunternehmen zu halten, insbesondere, welche Angaben angeblich in einem “fairen Vergleich” enthalten zu sein haben. Jeder Autor hat die Freiheit, zu vergleichen, was er will. Im vorliegenden Aufsatz geht es allein um den Vergleich von Verbrauchskosten. Sie haben kein Rechtsmittel, dies zu verhindern.

Selbst dann, wenn Ihre Darstellung bezüglich der angeblichen Verluste für sehr alte Heizungen zutreffen sollte, so wäre sie dennoch irrelevant, weil bei einer Systementscheidung über ein neues Heizsystem eben nicht eine Entscheidung zwischen einer Altanlage und Fernwärme ansteht, sondern zwischen einer modernen Heizanlage und Fernwärme.

Zur Beurteilung eines Heizungssystems ist die Verwendung des Begriffs “Jahresnutzungsgrad” sinnvoll. Dieser Wert bezeichnet den Anteil der eingesetzten Energiemenge, der tatsächlich zur Heizung genutzt werden kann, wobei insbesondere Kesselverluste und Wärmeverteilungsverluste in Abzug zu bringen sind.

Seit weit über einem Jahrzehnt gehören Brennwertkessel zum Stand der Technik. Bereits im Jahr 2007 waren ca. 70% aller verkauften Wärmeerzeuger Gasbrennwertkessel. Ölheizungen werden vom Markt verdrängt.

In Brennwertkesseln werden die Abgase soweit heruntergekühlt, daß auch die Kondensationsenergie aus dem Wasserdampf im Abgas genutzt wird, was mit herkömmlichen Brennern nicht möglich ist. Moderne Anlagen weisen zusätzlich eine Abgasführung auf, die koaxial mit der Zuführung der angesaugten Zuluft zum Brenner erfolgt. Im Innenrohr werden die Abgase nach oben zur Schornsteinmündung, im Außenrohr die Zuluft nach unten zum Brenner geführt. In einem Einfamilienhaus wird auf diese Weise zwischen Heizungskeller und Schornsteinmündung ein zusätzlicher, ca. 8–9 m langer Wärmetauscher gebildet, in dem die Abgase im Gegenstrom die angesaugte Zuluft anwärmen, wobei die Abgase gleichzeitig weiter abgekühlt werden. Dadurch wird zusätzlich Kondensationswärme frei. Dies bewirkt nochmals eine Erhöhung des Nutzungsgrades.

Folglich sind die Kesselverluste eines optimal dimensionierten, modernen Gasbrennwertheizungssystems vernachlässigbar gering. Dies kann durch Messung der Kondenswassermenge der Anlage jederzeit verifiziert werden. Bei einer solchen Anlage entstehen über 1,4L Kondenswasser pro Kubikmeter Gas, die Rücklauftemperatur liegt im Mittel bei ca. 30° C, die an der Schornsteinmündung gemessene Abgastemperatur bei ca. 25° C.

Keine zentrale Anlage mit Fernwärmeverteilung erreicht auch nur annähernd solch beeindruckende Werte. Dies gilt auch im Vergleich mit Ihrer Fernwärmeanlage in Pullach, die gemäß den Angaben auf Ihrer Internetseite (insbesondere Abbildung 1 und 2),
http://www.iep-pullach.de/cms/index.php?idcatside=44
lediglich Lasten bis zu 5,9 MW durch Geothermie abdecken kann, während höhere Lasten bis zu ca. 23 MW mit einem konventionellen fossilen Kraftwerk abgedeckt werden müssen. Aus Abbildung 2 kann man schließen, daß im Jahresmittel etwa 20% der gelieferten Wärmemenge aus fossiler Energie stammen.

In einer modernen Hausheizanlage erfolgt die Wärmeverteilung durch eine Rohrsystem im Hauskern. Folglich kommen fast sämtliche Wärmeverluste als Heizenergie dem Haus zugute.

Der Jahresnutzungsgrad einer optimalen, dezentralen Brennwertanlage liegt somit weit über 95%.

Im Gegensatz dazu weist jedes Fernwärmesystem, auch wenn es auf Geothermie beruht, bedeutende Wärmeverteilungsverluste auf. Der Jahresnutzungsgrad ist daher schon prinzipiell schlechter als in einer dezentralen Heizungsanlage.

Da Sie für Ihre neue Geothermieanlage in Anspruch nehmen, Energie zu einem konkurrenzfähigen Preis anzubieten, müssen Sie auch einen Vergleich mit einer modernen Gasheizung aushalten. In Ihrem Schreiben geben Sie an, daß der Heizenergie-Durchschnittsverbrauch in Pullach 25.000 kWh beträgt, während Herr Striegl in dem von Ihnen beanstandeten Aufsatz von ca. 15.000 kWh ausgeht. Für einen Pullacher Haushalt, der zwischen diesen Werten liegt (20.000 kWh Jahresbedarf) und über eine Anschlußleistung von 21 kW verfügt, würden sich die folgenden Verbrauchskosten – einschließlich Mehrwertsteuer – ergeben (es werden die aktuelle Tarifübersicht der Innovative Energie Pullach (IEP) vom 1.10.2009 und die Konditionen des billigsten Gasanbieters LogoEnergie zugrunde gelegt):

Fernwärme
(IEP)
Erdgas
(LogoEnergie)
Zu liefernde Energiemenge (kWh) 20.000 20.000
Grundpreis (€/Jahr) 471,06 0
Arbeitspreis (cent/kWh) 7,002 4,82
Gesamtkosten pro Jahr (€) 1.871,46 964,0

Dr. Saur, März 2010
Aus den obigen Werten ergeben sich somit folgende spezifische Energiekosten:

Für Fernwärme (IEP): 93,57 €/MWh
Für Erdgas-Brennwertnutzung (LogoEnergie): 48,2 €/MWh

Somit sind nicht nur die entsprechenden Werte in der Graphik des Herrn Striegl fehlerhaft, sondern auch die Werte in der Graphik auf Ihrer Webseite
http://www.iep-pullach.de/cms/index.php?idcatside=3&nid=93
sind falsch.

Ebenso falsch ist der Preis für Fernwärme von 87,68 €/MWh, den Sie in Ihrer “Gegendarstellung” nennen. Es scheint, daß auch der IEP die Bestimmung des “wahren” Fernwärmepreises Schwierigkeiten bereitet.

Die Energiepreise für eine Heizöl-Anlage liegen zwischen den Werten von Fernwärme- und Gasheizung.

Selbst wenn man die Investitionskosten für eine Gas-Brennwertheizung (ca. 6.000 €) mit den Hausanschlußkosten der IEP von über 5.000 € vergleicht, wird der eklatante Verbrauchskosten-Unterschied zu ungunsten der Fernwärme niemals wettgemacht.

Zusammenfassend ist festzustellen, daß qualitativ zwischen den Aussagen im Aufsatz des Herrn Striegl und der Graphik auf Ihrer eigenen Internetseite keinerlei Diskrepanz besteht: Fernwärme (aus Geothermie) ist die teuerste aller Heizenergievarianten.

3. Verfassungsrechtlich garantierte Meinungsfreiheit

Die Bürgerinitiative dankt Ihnen für den Hinweis auf Fehler in dem genannten Artikel. Selbstverständlich wird die Bürgerinitiative stets bemüht sein, Fehler zu vermeiden, und – wenn diese dennoch auftreten und erkannt werden – baldmöglichst zu korrigieren. Auf keinen Fall wird die Bürgerinitiative wissentlich falsche Daten veröffentlichen – dies würde ihrem Anliegen nur schaden.

Grundsätzlich genießt die Veröffentlichung einer Meinung den Schutz der Meinungsfreiheit gemäß Art. 5 GG. Dies schließt auch die Möglichkeit ein, daß ein Irrtum veröffentlicht wird. Da die Bürgerinitiative kein Presseorgan ist, ist sie zur Veröffentlichung einer Gegendarstellung nicht verpflichtet. Auf die Veröffentlichung einer “Gegendarstellung” haben Sie schon deshalb keinen Anspruch, weil Ihre Angaben offenkundig fehlerhaft sind. Gerne ist die Bürgerinitiative jedoch zu einem konstruktiven Dialog mit Ihnen bereit.

Wegen der grundsätzlichen Bedeutung wird die Bürgerinitiative Ihr Schreiben und die vorliegende Erwiderung veröffentlichen. Für eine rechtliche Auseinandersetzung gibt es daher keinen Anlaß.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Erich Saur

Dr. Erich Saur
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E-mail der IEP (Pullach) an unsere Bürgerinitiative vom 16.3.2010

Sehr geehrte Damen und Herren,
auf Ihrer website ist der Artikel „Heizen mit Fernwärme Verbrauchskosten im Vergleich“ von Werner F. Striegl veröffentlicht, dessen Aussagen insbesondere auf Pullach bezogen falsch sind. Da wir Herrn Dipl.-Ing. Striegl keine Inkompetenz unterstellen wollen, können wir dies nur als gezielte Irreführung der Bevölkerung werten. Wir fordern Sie daher auf, umgehend die beigefügte Gegendarstellung auf Ihrer website zu veröffentlichen und den Artikel zu korrigieren und unsere Grafik einzubauen oder den Artikel ganz von Ihrer website zu entfernen.
Andernfalls werden wir uns vorbehalten, anwaltlich gegen Sie vorzugehen.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Ralph Baasch
Innovative Energie für Pullach GmbH

Korrespondenz mit der IEP GmbH