Über Geothermie sollen die Bürger entscheiden

Über Geothermie sollen die Bürger entscheiden

Diskussion um Pläne bei Grünen-Infoveranstaltung in Utting – Von Jutta Bäzner

Utting Bürgermeister Josef Lutzenberger und Gemeinderätin Renate Standfest (GAL) haben am Rande einer Grünen-Infoveranstaltung am Mittwochabend den Anwohnern der geplanten Geothermieanlage in Utting versprochen, dass keine Entscheidung ohne ihre Anhörung, ohne Bürgerversammlung und ständige Informationen getroffen würden. Denkbar sei auch ein Bürgerentscheid. „Wenn wir die Bürger schon über drei Kunstwerke im Summerpark abstimmen lassen, dann doch erst recht über die Geothermie“, meine Lutzenberger.

Die Abgeordneten der Landtagsfraktion der Grünen sind seit Ende Mai in den bayerischen Landkreisen unterwegs, um mit den Menschen über die Energiewende zu diskutieren und sich selbst zu informieren, was in Bayern bereits getan wird. Für den Landkreis Landsberg war Ludwig Hartmann ins gut besuchte Seerestaurant gekommen.

Wie kein anderes Bundesland habe Bayern bis jetzt auf Atomstrom gesetzt. Fast 60 Prozent der Energie stammten aus Atomkraftwerken, darunter Isar 1, das zu den unsichersten in Deutschland zähle, erläuterte Hartmann. Die Ereignisse in Fukushima hätten parteiübergreifend zum Umdenken geführt, die Energiewende sei längst im Gange, sagte Hartmann: „Und sie ist erfolgreicher und schneller gekommen als ursprünglich gedacht. Hatte man in den Berechnungen der rot-grünen Koalition geschätzt, dass bis 2010 12,5 Prozent des Stroms aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden können, waren es tatsächlich 17 Prozent – vor Fukushima.“

Wie die Energiewende aussehen soll, macht Hartmann und seiner Partei indes Sorgen: „Die bayerische Staatsregierung setzt auf Großanlagen – RWE und E.On stehen in den Startlöchern. Deshalb machen sie auch kaum Schwierigkeiten beim Atomausstieg – sie rechnen damit, die Großanlagen zu bauen. Dann wären in zehn Jahren die regionalen Kleinanlagen, die wir uns wünschen, überflüssig“.

Für die Grünen seien dagegen dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung der Weg – und damit Unabhängigkeit von den Energieriesen. Die Energiewende funktioniere nur, wenn sie regional gesteuert werde, weil die Bedürfnisse unterschiedlich seien, betonte Hartmann.

Eines betonte Hartmann immer wieder: „Wir bekommen die Wende nur hin, wenn wir unseren verschwenderischen Umgang mit Energie einschränken, weniger Strom, weniger Wärme, weniger Wasser verbrauchen.“ Er wurde darin aus dem Publikum bestärkt.

Hartmann berichtete von seinen Erfahrungen in anderen bayerischen Landkreisen: „Fast alle Nachbarlandkreise arbeiten bereits an einer Klimaschutzstrategie. In Landsberg steht eine solide Planung erst ganz am Anfang. Jetzt soll eine Studie alle Verbraucher erfassen und die Möglichkeiten zur Erzeugung eigener, sauberer Energie untersuchen.“

Heißer Diskussionspunkt war die geplante Geothermieanlage in der Gemeinde Utting, die am Reichhof entstehen soll. Anwesende Anwohner meldeten ihren Protest gegen Lärm und unbekannte Gefahren der Tiefenbohrungen an.

„Eine generelle Meinung zur Geothermie gibt es nicht“, sagte Hartmann, „das wird immer eine Einzelfallentscheidung sein.“ Er gab allerdings zu bedenken, dass man, um dieselbe Menge Strom wie diese Geothermieanlage zu erzeugen, 210 Hektar Fotovoltaik-Fläche benötige. Auch seien Wind (Windräder) und Sonne (FV) von Wetter und Jahreszeiten abhängig, während ein Geothermiewerk Tag und Nacht Strom liefere. Außerdem benötige es keine Speicher. Ein Problem sah Hartmann in der von der Staatsregierung geplanten Privilegierung von Geothermieanlagen. Wenn solche Anlagen privilegiert seien, hätten die Gemeinden keinerlei Einfluss mehr auf eine Genehmigung.