Utting – Ammersee

aus der Augsburger Allgemeine, 17.4.10

Utting Geoenergie Bayern will wenn möglich heuer noch nach heißem Wasser bohren, auch auf das Risiko hin, dass bis dahin noch kein Baurecht für ein Kraftwerk geschaffen werden kann. In der jüngsten Sitzung wurde die Planung für die Kraftwerksanlage im Gewerbegebiet vorgestellt.
Der Gemeinderat nahm die Pläne zur Kenntnis und beschloss zu den Themen Schallemission, Schwadenbildung und auch Hydrogeologie eigene Gutachten einzuholen.
Laut Geschäftsführer Bernhard Gubo soll nun die Verstromung nicht mehr über einen *1Kalina-Prozess, sondern über einen sogenannten *2ORC-Prozess erfolgen, eine Dauerleistung von 7,5 Megawatt mit Spitzen von zehn Megawatt wird angestrebt. Das Wasser wird an einer Bohrstelle in Höhe des Reichhofes gefördert und soll dort in einer zweiten Bohrung reinjiziert werden. Eine im Boden verlegte Pipeline von 3,5 Kilometer Länge bringt das heiße Wasser zum Kraftwerksstandort westlich von Webasto.
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Sorgen bereitete einzelnen Gemeinderäten die Grundwasserentnahme für das *3Kühlwassersystem.
Gebraucht werden 860.000 Kubikmeter pro Jahr, 287.000 Kubikmeter werden als sogenanntes Abflutwasser mit zehn bis 19 Grad versickert, der Rest verdampft und wird über den Moosgraben abgeführt. Das Unternehmen bekommt voraussichtlich 400.000 Kubikmeter aus einem Wasserrecht von Webasto und will nahe dem Ammerseeufer einen eigenen Brunnen bohren. Er entnimmt laut Kapp aus dem zweiten, tieferen Grundwasserstock im Bereich der Uferfiltration Wasser. Der Geologe erläuterte, dass man so weit genug weg sei von den kommunalen Trinkwasserschutzgebieten und der Mineralwasserquelle. Mit Grundwasserpegelmessungen werde ein Beweissicherungsverfahren durchgeführt.
(…)
Info: geoenergie-bayern.com….pdf

*1 Kalina-Prozess
Wie die FAZ am 6. April 2010 berichtete, steigt Siemens aus dem Nischengeschäft, dem Kalina-Prozess, aus.
*2 ORC-Anlage
Der Wirkungsgrad solcher ORC-Anlagen beträgt bei einer Thermalwassertemperatur von 100 Grad Celsius etwa 6,5 Prozent, bei 120 Grad 9 Prozent.
Noch nicht berücksichtigt ist dabei allerdings der Eigenverbrauch des ORC-Kraftwerks. Viel Strom benötigen vor allem die Pumpen, die das heiße Wasser fördern und wieder in den Untergrund zurückpressen. Bei Berücksichtigung dieses Pumpaufwands sinkt der Gesamtwirkungsgrad des ORC-Kraftwerks erheblich.
Die Leistungsbilanz würde schnell negativ, wenn man anstelle einer Wasserkühlung die  Luftkühlung verwenden würde.
(nach Leuscher)
*3
Kühlwassersystem – Kondensation erhöht den Wirkungsgrad
Ein geothermisches Kraftwerk braucht, wie andere Kraftwerke auch, eine Kühlung, die entweder über Wasser, Luft oder einer Mischform aus beiden (Hybridsystem) erfolgt. Eine reine Wasserkühlung ist dabei der effizienteste Weg, doch steht nicht überall ein natürliches Gewässer oder ausreichend Grundwasser bereit.