Geothermie Bernried – Großkraftwerk im Landschaftsschutzgebiet

Sachlicher Start – emotionales Ende

“Informationsveranstaltung zum Thema »Geothermie Bernried – Großkraftwerk im Landschaftsschutzgebiet”
Geothermie Bernried – Großkraftwerk im Landschaftsschutzgebiet

Von MILO PAULSEN

Tutzing/Bernried – Recht gut besucht war der zweite Informationsabend zum Thema „Geothermie Bernried – Großkraftwerk im Landschaftsschutzgebiet”, den die „BIF UNAE” diesmal im Andechser Hof in Tutzing veranstaltete. War der erste Teil des Abends noch wohltuend sachlich von Zahlen und Fakten geprägt, so gehörte der Diskussions- und Frage-Teil leider eher polemischen Auftritten aus dem Publikum.

„Wir hier im Saal repräsentieren alle Tutzing”, verstieg sich beispielsweise Petra Mauser zu einer völlig unhaltbaren Behauptung. Den von ihr scharf kritisierten Lutz Stahl, Geschäftsführer der im Landschaftsschutzgebiet nach Tiefenwasser suchenden „BE Geothermal”, unterbrach Mauser immer wieder mit erregten Zwischenrufen – die zuvor im Saal geleistete Aufklärungsarbeit der Bürgerinitiative wurde auf diese Weise wieder kaputt gemacht.

Dabei haben die Referenten Andreas Chowanetz, Hubert Beer und Björn Schmitt wirklich beste Argumente gegen das nahe dem Auweiher auf Bernrieder Flur geplanten und offenbar kurz vor der Genehmigung stehenden Geothermie-Projekt: Unwirtschaftlich, landschaftszerstörend und umweltbelastend ist das Vorhaben laut Bürgerinitiative – unwirtschaftlich schon deshalb, weil am Westufer des Starnberger Sees „Flächengemeinden ohne große industrielle Abnehmer” nur mittels kostspieliger Fernwärme-Leitungen versorgt werden könnten, so der Kampberger Schmitt. Auch der erwartbare Wirkungsgrad der Anlage liege mit zehn Prozent viel zu niedrig: „Erst die Stromerzeugung macht dasProjekt auf Grund der hohen staatlichen Förderung für die Investoren interessant”, kritisierte Schmitt die Motivation der Geothermie-Betreiber. Die in Aussicht gestellte Fernwärme sei in Wahrheit nur ein Lockmittel gegenüber den beteiligten Gemeinden. Hubert Beer erinnerte an die Kostbarkeit der nunmehr von Zerstörung bedrohten Natur zwischen Bernried und Tutzing und präsentierte teils drastische Bilder: Die stammten von anderen, kleineren Projekten wie etwa Landau, erschreckten die Zuschauer aber ebenfalls mit ihren Flächen verbrauchenden Lüftungsanlagen.

Naturschutz.036-001

Auch das Foto-Material von ersten Freiholzungen für die Zufahrtswege Richtung Auweiher ließen für die Geothermie-Skeptiker und Naturliebhaber nichts Gutes erahnen. „Wir opfern intakte Natur und handeln uns eine nicht nachhaltige Form der Energiegewinnung ein”, so Beer.

Projekt an dieser Stelle ein „NO Go”

BI-Anwalt Chowanetz betonte die politische Dimension der Sache: „Wir stellen uns nicht hier hin, weil wir generell gegen Geothermie wären, sondern weil wir der Auffassung sind, dass es ein absolutes „No Go” ist, ein solches Projekt an dieser Stelle zuzulassen.”
Die Tutzinger SPD-Gemeinderätin Renate Geiger sah sich durch den Informationsabend in ihrer ablehnenden Haltung bestätigt, zumal sich ihr Wohnort Traubing zwischen dem Bernrieder Bohrgebiet und dem von Feldafing und Pöcking aufgesuchten Claim Starzenbach in einer „Sandwich-Lage” befände:„Ich möchte in keinem der Gebiete ein solches Ding stehen haben!”, sagte Geiger und erntete donnernden Applaus. Danach war im Saal fast nur noch Emotion Trumpf und nicht mehr Sachlichkeit.

Kreisbote Starnberg – 23. März 2011

LeserbriefErkenntnisse eines von der Geothermie Subventionitis betroffenen Bürgers anlässlich der Informationsveranstaltung der Tutzinger Bürgerversammlung gegen Geothermie-Kraftwerke am 17.3.11Die Informationsveranstaltung der BIF UN²AE am 17.3. in Tutzing hat mich in meiner Überzeugung bestärkt, dass Geothermie Kraftwerke die uneffektivste Art der Stromgewinnung sind. Warum solche Anlagen trotzdem gebaut werden, wurde mir durch die Polemik und Arroganz des Herrn Stahl, seines Zeichens Geschäftsführer der Firma BE- Geothermal, bewusst. Dieser Investor, so nenne ich ihn richtigerweise, versteht von Technik nur so viel wie gerade notwendig ist, um Ideen zu verkaufen. Die Maxime dieses Investors und seine Idee ist so selbstverständlich wie unmenschlich, alles der zu erwartenden Rendite unterzuordnen. Natur ist eine Ressource, die selbstverständlich ausgebeutet werden muss. Lebensqualität definiert sich selbstverständlich nur aus Renditeerwartungen.

Leider wird dieser Unsinn durch eine unsägliche Subventionitis unterstützt, ja geradezu gefördert. Ich wünsche mir, dass die verantwortlichen Entscheidungsträger in unserem Land endlich erkennen, dass weder der Volkswirtschaft noch der Umwelt gedient ist, wenn Investoren aus aller Welt für völlig unnötige und nachhaltig schädigende Projekte in unser Land gelockt werden.

Dipl.Ing.(TU) Erich Laznicka

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