Nachgedacht – EEG & Geothermie

Folgender Beitrag wurde gekürzt in den Tutzinger Nachrichten veröffentlicht. Leider zerstörte die Kürzung der Zeitung vollkommen den Sinn-Zusammenhang. Deshalb hier nochmals in voller Länge.

Von Wolfgang Wirsching

am 22.3. war mit Maybritt Illner die Diskussion „wie teuer wird der Umstieg auf erneuerbare Energien“

nachzulesen unter maybrittillner.zdf.de.

als Stromverbraucher habe ich folgende Gedanken noch dazu:

Persönlich bin ich für die Energiewende, bin seit 2004 an einer Bürgersolaranlage beteiligt und habe auf meinem EFH Ende 2010 eine PV-Anlage installiert. Ich bin auch dafür, dass die Einspeisevergütung für alle nach  EEG geförderten Anlagen reduziert wird, sobald die Investitionskosten sinken, wie z.B. bei den Solarmodulen, Windrädern etc.

Was ich als Verbraucher nicht nachvollziehen kann, ist die Förderung der Stromerzeugung aus tiefer Geothermie.

Grundsätzlich glaube ich, dass 99 % der Menschen bzw. Verbraucher den Versprechungen und Visionen der Geothermielobby glauben und die Stromerzeugung für eine gute Alternative zur Atomenergie halten. Sie wird ja mit Steuergeldern gefördert. Das heiße Wasser ist ja vorhanden und muß nur gefördert werden, es kostet ja nichts. So habe ich bis vor 2 1/2 Jahren auch gedacht, bis ich mich mit dem Thema kritisch befasst habe.

Wenn ich nur die EEG-Förderung herausnehme, die der Verbraucher zahlt, muss ich als wirtschaftlich denkender und realistischer Mensch zu dem Schluß kommen, dass ab 1.4.2004, als die Förderung von der Bundesregierung beschlossen wurde, die Geothermielobby und ihre PR-Agenturen ganze Arbeit geleistet haben.

Der Strom, den das Kraftwerk produziert wird z.Zt. mit 25 ct/kw gefördert. Der Eigenstromverbauch für die Pumpen und die Lüfterkühlung (nach Angabe der Kraftwerksbetreiber ca. 35 % bei reiner Stromerzeugung, mit Fernwärmeversorgung z.B. in Unterhaching ca. 80 %, in Neustadt-Clewe ca. 71 %) wird mit dem günstigsten Strompreis abgerechnet, der bezogen werden kann.

Die Subvention sieht daher folgendermaßen aus:

Bei Erzeugung von 1.000 kw Subvention 250,– €
abz. Eigenstrom fiktiv 8 ct./kw aus 350 kw 28,– €
ergibt netto 222,– €  für ca. 650 kw, die in das Netz eingespeist werden = 0 34 ct./kw

bei zusätzlicher Fernwärme steigt der Eigenverbrauch , je nachdem wie hoch der Anteil der Fernwärme und der Stromerzeugung noch ist. Beispiel Unterhaching:

Bei Erzeugung von 1000 kw Subvention 250,– €
abz. Eigenstrom fiktiv 8 ct./kw aus 800 kw 64,– €
ergibt netto 186,– € für ca. 200 kw, die in das Netz eingespeist werden = 0,93 ct/kw

Auch wenn 100 % oder mehr Eigenstrom verbraucht wird, ergibt sich immer eine Förderung.

Geothermiekraftwerke ohne Stromerzeugung mit reiner Fernwärme werden nicht gefördert. Das weckt doch Begehrlichkeiten, insbesondere sehen wir doch schon, dass stark stromverbrauchende Industriebetriebe von der EEG-Umlage befreit werden. Lt. SZ wollen einige EU-Länder, insbesondere unsere Nachbarländer Großbritanien, Frankreich, Polen und Tschechien die Nuklearenergie mit den erneuerbaren Energien gleichstellen und subventionsfähig machen. Eine Förderung durch die EU wurde beantragt.

Fazit:

Die Bohrtechnik  ist seit Jahren ausgereift. Eine Verbilligung, wie bei den Solarmodulen, ist nicht in Sicht; ebenso die Kraftwerkstechnik. (Die Fa. Siemens ist aus der Kraftwerkstechnik ausgestiegen) Eine Reduzierung des Eigenstromverbrauchs ist unwahrscheinlich. Je höher daher der Strompreis wird, je höher müssen künftig die Subventionen werden, was die jetztige Bundesregierung beschlossen hat und nicht sinken, wie bei den anderen EE.

Beispiel: Fördersätze

Ab 2004 Ab 1.4.2012
57,4 ct/kw 19,5 ct/kw bei Photovoltaikanlagen bis 10 kwp
14,o ct/kw 25-30 ct./kw bei Geothermiekraftwerken bis 10 MW für Bruttostrom
s.o. Beispiel

Der Betreiber des GKW Utting schreibt in www.tiefegeothermie.de

„tatsächlich hievt die moderate Erhöhung der Einspeisevergütung einige Projekte wieder in die Wirtschaftlichkeit z.B. Utting“

Der unabhängige Sachverständigenrat der Bundesregierung s. www.umweltrat.de hat in seinem Gutachten zur Energiewende den voraussichtlichen Bedarf bis 2050 geschätzt und die EE als machbar bezeichnet. „Besonders teuer ist die Stromerzeugung mit Hilfe von Geothermie, für die bis zu 0,62 € /kw aufgewandt werden müssen“ (Stand Mai 2010/Fördersatz bis 26 ct/kw brutto)  Die viel gepriesene Grundlastfähigkeit wirkt sich künftig eher negativ als positiv aus. Das KW kann nicht ohne Probleme abgeschaltet werden.

Es ist die teuerste, uneffiziente (ca 10 % Energieausbeute, 90 % Energieverschwendung bei reiner Stromerzeugung), risikoreichste Art der Stromerzeugung, die wir nach dem Gutachten der Sachverständigen gar nicht brauchen.
s.www.alternative-energiequellen.info
s. mediation-tiefe-geothermie-vorderpfalz.de.

Nur weil es politisch gewollt und gefördert wird und wir als Verbraucher die Kosten aufgebürdet bekommen, entstehen z.Zt. im Oberrheingraben und im bayerischen Molassebecken in vielen Claims Geothermiekraftwerke als Pilotobjekte mitten in Natur- bzw. Landschaftsschutzgebieten.

Ein GKW kann niemals ohne Subventionen wirtschaftlich Strom erzeugen und ist somit nicht finanzierbar.

Ich frage alle Politiker, alle Mitarbeiter von Arbeitskreisen zur Energiewende, alle Befürworter von GKW, warum soll der Bau von GKW in Deutschland unter allen Bedingungen politisch durchgesetzt werden?
Wir sitzen doch alle im Boot der Verbraucher und nicht im Boot der Geothermie. Wenn die Milliarden von Subventionen für energiesparende Maßnahmen für Mieter und Vermieter ausgegeben würden und für kleine dezentrale Anlagen, dann hätte der Verbraucher und die Handwerker vor Ort und der Fiskus etwas davon und nicht ausländische Investoren. Aber das wollen die Großkonzerne nicht.

Wolfgang Wirsching